Rotweine - Jahrgangspräsentation VDP.Württemberg 09.09.2013

Württemberg ist neben der Ahr das einzige Deutsche Anbaugebiet, in dem mehr Rot- als Weißwein produziert wird. Rotwein ist somit das Steckenpferd der meisten Winzer der Region, auch bei den VDP-Betrieben. Besonders hervorzuheben ist traditionell der Lemberger, aus welchem auch in der Breite die hochwertigsten Rotweine gekeltert werden. Sehr stark ist das Anbaugebiet auch bei Cuvées vetrteten, die oft auf Lemberger basieren, aber auch internationale Rebsorten enthalten. Vereinzelt werden auch hervorragende Weine aus den Rebsorten Spätburgunder (Pinot Noir) und Zweigelt erzeugt.

Wie gewohnt zeigte Rainer Wachtstetter die überzeugendste Lembergerkollektion aus dem Ländle. Hier findet man in allen Preisklassen sehr starke Vertreter dieser Rebsorte. Schon für 9,80 EUR bietet der Felix 2010 (den 2008er habe ich bereits verkostet) einen Wein, der alle Sinne betört. Wirklich herausragend ist das, was dann der Ernst Combé aus 2009 bietet: subtile schwarze Früchte in der Nase und ein würziges Bouquet mit einem beeindruckenden Nachhall. Dieser Wein ist einem Großen Gewächs ebenbürtig und stellt für 16 EUR ab Hof eine preiswerte Alternative dar. Er gefällt mir auch etwas besser als das Große Gewächs vom Pfaffenhofener Hohenberg aus 2010, der aber auch noch Potenzial für die Zukunft besitzt. Hier findet man alles, was das Lemberger-Herz begehrt.

Eine herausragende Kollektion zeigte das Weingut Karl Haidle aus Stetten. Einen der stärksten Lemberger zeigte man mit dem Großen Gewächs aus 2011 vom Stettener Mönchberg, der sich schon sehr homogen im Glas zeigt. Ähnliches Niveau zeigt die Cuvée Ypsilon aus dem gleichen Jahrgang, eines der Flaggschiffe der Cuvées im Ländle. Großes Pinot-Feeling kommt beim GG aus der Schnaiter Burghalde aus 2011 auf, einer der nennenswerten Spätburgunder der Region. Dass man auch in der Basisklasse beindruckende Weine machen kann, beweist Hans Haidle mit dem Zweigelt Création S aus 2012, der für 11,50 EUR ab Hof viel Rotwein fürs Geld darstellt.

Starke Rotweine zeigte mir auch Christian Dautel. Die Speerspitze ist für mich die Cuvée Kreation Rot aus 2010, eine Assemblage aus Lemberger, Cabernet Sauvignon und Merlot. Immer eine sichere Bank der Dautels (den 2007er habe ich bereits verkostet), hier wird Kraft, Frucht, Würze und Tiefgang perfekt vereint. Bei den Großen Gewächsen aus 2010 gefällt mir der Lemberger St. Michaelsfelder am besten, er fesselt mich mehr als der Spätburgunder Kalkschuppen, der etwas verhalten ist. Auch die Basisweine sind sehr verhalten. Hier ist noch Luft nach oben.

Den stärksten Spätburgunder habe ich beim Weingut Heid aus Fellbach getrunken, und zwar den Fellbacher Lämmler aus 2010. Hier wurden die besten Partien in eine Doppelmagnum gefüllt. Großes Pinot-Kino mit tollem Abgang: ein Wein, der perfekt zum Einlagern ist und für große Ereignissse geöffnet werden sollte! Da das Weingut erst seit diesem Jahr VDP-Mitglied ist, werden die Top-Lagenweine als Erste Lage klassifiziert. Das wird sich bestimmt nächstes Jahr ändern, es handelt sich hier de facto um Grand Crus. Auch der Spätburgunder aus 2011 spielt in dieser Liga, auch wenn er ewtwas hinter dem 2010er anzusiedeln ist. Der Lemberger aus 2011 kann da nicht ganz mithalten, zeigt aber, dass Markus Heid auch bei der Parade-Rebsorte im Konzert der Großen mitspielt. Der Betrieb ist eine nachhaltige Bereicherung für den VDP.Württemberg, was er auch mit der Cuvée Melchisedec aus 2011 untermauert.

Großes Pinot-Feeling kommt auch beim Weingut Schnaitmann aus Fellbach auf. Zeigt man doch mit dem Bergmandel GG 2011 aus dem Fellbacher Lämmler einen der stärksten Spätburgunder im Ländle. Allerdings muss man auch einen großen Geldbeutel mitbringen, da 42 EUR ab Hof kein Pappenstiel sind und daher den teuersten Wein aller VDP-Betriebe darstellt, wenn man mal von Süßweinen im Prädikatsbereich absieht. Sein Pendant aus dem Bergmandel, der Lemberger GG aus 2011 kommt nicht an die Klasse des Spätburgunders heran. Mich stört da ein weinig eine kleine Kirschnote, die auch beim Kollegen Aldinger beim Lemberger aus der gleichen Lage zu finden ist. Deutlich stärker ist für mich hier der kleine Bruder "Simonroth" aus 2011, der eher der würzige und kräftige Vertreter der Rebsorte ist, vergleichbar mit den großen Blaufränkischen aus dem Burgenland. Für 18,50 EUR ab Hof ist das im Vergleich zum GG (34 EUR) schon als Schnäppchen zu bezeichnen. Sehr bemerkenswerter Wein!

Dass man im Ländle auch mit internationalen Rebsorten umgehen kann, beweist das Weingut Aldinger mit dem Merlot Große Reserve 2011, hier wurden Frucht und Würze wunderbar vereint. Gut gefallen mir auch zwei Vetreter aus der Ersten Lage, und zwar der Spätburgunder 2012 vom Untertürkheimer Gips und der Lemberger Hanweiler Berg 2012: beide bieten in dieser Kategorie schon veil Wein fürs Geld (14 EUR). Der Lemberger GG Bergmandel 2011 aus dem Fellbacher Lämmler zeigt mir wie bei Schnaitmann für meinen Geschmack zu viel Frucht, besonders die Kirsche.

Bewährte Qualität präsentierte das Weingut Jürgen Ellwanger aus Winterbach. Mit dem Zweigelt HADES 2009 (den 2007er habe ich bereits hier verkostet) zeigte man einen der stärksten Rotweine des Anbaugebietes. Mit seiner tiefgründigen Würze hält dieser Wein mit den Top-Gewächsen aus dem Burgenland locker mit und stellt dies regelmäßig bei länderübergreifenden Wettbewerben unter Beweis. Sehr stark ist auch der Lemberger GG 2011 Hebbsacker Lichtenberg gelungen, wobei er nicht ganz an die Fülle und den Tiefgang eines 2007er Lemberger HADES herankommt, welcher für mich den stärksten Lemberger des Hauses darstellt. Abgerundet wird die Kollektion mit dem Merlot H aus 2012, der noch etwas verhalten ist, aber Zukunftspotenzial besitzt. 

Last but not least möchte ich noch das Weingut Fürst Hohenlohe erwähnen, das sich m.E. Jahr für Jahr weiterentwickelt und ein klares Profil zeigt! Hier kann man Herkunft schmecken! Die Weine haben Charakter. Bemerkenswert ist hier schon im Basisbereich der Spätburgunder "Butzen" aus 2010, der ein nachhaltiges Trinkvergnügen bietet. Mit dem Verrenberg GG 2010 zeigt man einen der herausragenden Lemberger des Ländles, vielleicht sogar den stärksten. Reife Brombeeren treffen hier auf eine wunderbare pfeffrige Würze. Ein Parade-Lemberger! Dieser Eindruck wird mit der auf Lemberger basierten Cuvée "ex flammis orior" aus 2010 absolut bestätigt! Eine der herausragenden Cuvées Deutschlands und in Württemberg die Speerspitze mit der Kreation Rot von Dautel.