Rotweine - Jahrgangspräsentation VDP.Württemberg 14.09.2015

Die beeindruckendsten Kollektionen stammen dieses Jahr von drei Weingütern. Allen voran Fürst Hohenlohe Öhringen, wo jedes Jahr ein Schritt nach vorne gemacht wird. Einen Riesenschritt machte in allen Bereichen Moritz Haidle mit Übernahme des Kellers im Weingut. Flagge zeigen konnte auch das Weingut Wöhrwag.

Das Weingut Fürst Hohenlohe Öhringen entwickelte sich Jahr zu Jahr in ihrer Qualität weiter und stellt mittlerweile bei den Rotweinen eines der Top-Weingüter der Region dar. Einer der herausragenden Lemberger, der Verrenberger Verrenberg 2013, glänzt mit herausragender Struktur und einer immensen Würze, die bis in den Abschluck getragen wird. Die Frucht bleibt im Hintergrund, ein großer Rotwein! Gleiches gilt für die von 70% Lemberger getragenen Cuvée Ex flammis orior 2013, die einen Tick kraftvoller daherkommt. Dass man hier auch im Basissegment tolle Weine keltern kann, zeigt der Ortswein vom Lemberger aus 2013, der bereits von einer beachtlichen Würze und einer knackigen Säure getragen wird. Ein wunderbarer Wein abseits der Großen Gewächse, der z.B. tadellos zu einem schwäbischen Zwiebelrostbraten passen würde.  

Als eines der herausragenden Weingüter sollte man auf jeden Fall das Weingut Haidle auf dem Zettel haben. Hier sind mittlerweile zwei der besten Rotweine des Ländles zu Hause. Der Lemberger vom Stettener Mönchberg GG 2013 zeigt eine unglaubliche Dynamik am Gaumen und wird mit einer präzisen Symbiose von Würze und Säure getragen, ein Parade-Lemberger, der durchaus mit den Gewächsen im Burgenland konkurrieren kann. Noch mehr Tiefe und Kraft zeigt die Top-Cuvée Ypsilon aus 2013, die Lemberger und die bordelaiser Rebsorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc vereinigt. Wer freut sich da nicht auf die Wild-Saison und einen feinen Rehbraten? Auch hier zeigt man unterhalb der Grand Crus bereits mit dem Lemberger vom Stettener Häder 2014 (Erste Lage), wo die spannende Reise hingeht. Ich freue mich hier schon auf das nächste Jahr!

Eine der großen Überraschungen war im Rotweinbereich das Weingut Wöhrwag aus Stuttgart-Untertürkheim. Hier zeigte man einen der wenigen, spannenden Spätburgunder. Der Pinot Noir GG 2013 vom Untertürkheimer Herzogenberg ist getragen von einer zupackenden Säure. Zudem zeigt er eine wunderbare Kräuterfrische und hat eben dadurch nicht die schon eingangs erwähnte "Monsterkirsche" in der Nase. Stärker als in den Vorjahren zeigt sich auch der Lemberger GG 2013 aus der gleichen Lage. Säure und Würze sind hier im Einklang. Weiter so! Flaggschiff des Hauses ist die Cuvée X aus 2013, eine spannungsgeladene Assemblage aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, wo letzterer für eine wunderbare Würze sorgt, die die Fruchtaromen des Cabernet Sauvignon (Rote Ungarische Paprika) ausgleicht. Ein Wein, der es auch mit einem Chili con carne aufnehmen kann. 

Die andere große Überraschung war heuer das Weingut Herzog von Württemberg, das im ganzen Anbaugebiet über absolute Top-Lagen verfügt. Hier konnte man in der Vergangenheit dieses Potenzial nicht immer ausschöpfen. Nun kann man mit dem Spätburgunder vom Mundelsheimer Käsberg GG 2013 erahnen, wohin die Reise hingehen kann. Die wahrscheinlich beste Weinlage im Ländle kann hier zeigen, welche Weine sie hervorbringt. Das von Muschelkalk mit Lehmauflage geprägte Terroir kann eine einzigartige Mineralität in den Wein bringen. Dies merkt man dem Wein an, zudem eine fast schon feurige Würze diesen Pinot begleitet. So kann es gerne weiter gehen. Ich könnte mir vorstellen, dass aus dieser Lage auch ein fantastisches Großes Gewächs vom Lemberger entstammen könnte, jedoch ist diese Lage leider vom Trollinger geprägt. Einen beachtenswerten Lemberger konnte ich vom Untertürkheimer Mönchberg (GG aus 2013) verkosten. Das Weingut sollte man weiter beobachten.

Bei den Topweinen darf man das Weingut Wachtstetter nicht vergessen. Hier werden Jahr für Jahr überragende Lemberger gezeigt. Aushängeschild ist diesmal das GG Glaukós aus 2013 vom Pfaffenhofener Hohenberg. Hier findet man leichte Anklänge von dunklen Beeren, gepaart mit einer tiefen Kräuterwürze. Die Säure ist perfekt ausbalanciert. Ein toller Lemberger. Wenn hierzu noch ein Ungarisches Gulasch, mit Lemberger gekocht, auf den Tisch kommt, dann vibriert der Gaumen. Den 2012er Weinen fehlt es jahrgangsbedingt etwas an Konzentration im Abschluck, hier lohnt es sich bestimmt, bei der Cuvée Ernst Combé auf den Jahrgang 2013 zu warten. Beim Lemberger sollte man auch den 13er Jahrgang vorziehen.

Solide Rotweine präsentierte erneut das Weingut Ellwanger. Diesmal war der HADES Nikodemus 2012 das Flaggschiff der Kollektion. Die Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc wusste mit ihren würzigen Tabaknoten zu überzeugen. Ein nachhaltiger Abgang krönte diesen Tropfen. Die GGs aus 2013 vom Hebsacker Lichtenberg (Spätburgunder und Lemberger) sind durchaus beachtenswert, finden sich jedoch nicht in der Gebietsspitze wieder. Hier sind für gewöhnlich auch die HADES-Rebsortenweine stärker, welche diesmal nicht gezeigt wurden.

Leider gab es bei der diesjährigen Jahrgangspräsentation im Rotweinbereich auch große Überraschungen in negativer Hinsicht. Die Kollektionen von Aldinger und Schnaitmann konnten mich nicht überzeugen. Lemberger und Spätburgunder hatten mir hier durchweg zu viel Kirscharoma in der Nase, daher hat sich dieses Jahr bei uns der Begriff "Monster-Kirsche" als Schlagwort entwickelt. Würze und Tiefgang habe ich hier leider vermisst. Beim Weingut Dautel konnte heuer nur die Kration Rot S aus 2012 überzeugen, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Lemberger, welche sich mittlerweile zum Flaggschiff des Weingutes entwickelt hat. Bei den Lembergern und Spätburgundern fehlten mir schlichtweg die Ecken und Kanten, die diese Weine auszeichnen sollten. Sie weckten einfach keine Emotionen.