Württemberg ProWein 2012

Es hat sich einiges getan im Ländle in den letzten Jahren. Die Spitze des Weinbaus im Anbaugebiet hat sich mittlerweile im Remstal konzentriert. Zwischen Fellbach und Winterbach werden definitiv in der Breite die besten Weine des Anbaugebietes gemacht. Hatte man sich aus Heilbronn und Umgebung noch vor 20 Jahren als Nabel der schwäbischen Weinwelt betrachtet, so sind diese Zeiten mittlerweile passé. Natürlich gibt es auch außerhalb des Remstals noch diverse Betriebe, die sehr stark sind, keine Frage. Nur kommen sie definitiv nicht aus der Heilbronner Ecke.

 

Einer dieser Betriebe ist das Weingut Wachtstetter aus Pfaffenhofen. Spezialität dieses Betriebes sind charakterstarke Lemberger, die in der Breite ihresgleichen suchen. Bei den Weißweinen hat mir auch sehr gut der feinherbe Riesling aus 2011 gefallen, der eine animierende Säure zeigt. Noch besser gefällt mir der Blanc de Noir vom Spätburgunder. Stichwort Spätburgunder: diesmal hatten bei den Rebsortenweinen die Spätburgunder ganz leicht die Nase vorn. Der Louis 2009 ist ein runder Pinot, der unter 10 EUR zu haben ist und der Ernst Combé ist sein fantastischer Großer Bruder im Spitzensegment, der zur Spitze im Anbaugebiet zählt. Bei den Lembergern ist der Felix aus 2009 gewohnt stark, wenn auch der 2008er m.E. etwas tiefgründiger ist. Die Speerspitze der Rebsorte stellt das Große Gewächs 2009 vom Hohenberg dar, ein facettenreicher und kraftvoller Vertreter seiner Gattung. Der schönste Wein dieser Kollektion war diesmal für mich die Cuvée Ernst Combé R, eine der großen Cuvées im Ländle!

 

Facettenreiche Weine zeigte auch das Weingut Fürst Hohenlohe-Öhringen aus Verrenberg. Besonders gut gefallen haben mir hier die Weißweine, die sehr terroirbezogen ausgebaut sind und einen deutlichen Wiedererkennungswert haben. Ein fantastisches Frucht-Säure-Spiel zeigt hier die Cuvée "Vitis Alba" aus Kerner, Muskateller und Riesling. Sehr stark ist auch der Sauvignon Blanc. Die Speerspitze des Sortiments zeigte das Große Gewächs vom Riesling aus 2010. Eine tiefgründige Mineralität zeichnet diesen Tropfen aus, der für mich als einer der besten Rieslinge Württembergs zu betrachten ist. Sehr bemerkenswert ist auch der Pinot brut-Sekt aus 2008: burgundische Fülle zeichnet dieses prickelnde Vergnügen aus! Bei den Rotweinen sticht die Cuvée "ex flammis orior" aus 2009 heraus, eine kraftvolle und eindringliche Cuvée.

 

Auch vom Weingut Dautel aus Bönnigheim kommen wieder starke Weine. Bei den Weißweinen haben diesmal die Rieslinge die Nase vorne. Sehr stark präsentiert sich hier erstmals der Gutsriesling. Prima Einstiegsdroge! Am besten hat mir hier, wie immer, der Riesling vom Besigheimer Wurmberg aus 2011 geschmeckt, zeigt er doch eine tiefgründige Mineralität. Die Weine aus dieser Lage haben ein wunderbares Reifepotenzial und gefallen mir Jahr für Jahr besser als das Große Gewächs aus dem Sonnenberg. Sehr stark war auch diesmal die Cuvée "Kreation weiß", eine Assemblage aus Weißburgunder, Riesling und Kerner, die teilweise im Barrique ausgebaut ist. Sehr fein in der Nase! Bei den Roten gefällt mir erstmals die Cuvée "Vision rot"  richtig gut, der 2010er ist schon sehr zugänglich, was Rotweine in der Preisklasse unter 10 EUR ja sein sollten, da sie als Alltagsweine dienen. Im Topsegment gefallen mir aus dem Jahrgang 2009 der Lemberger S und das neue Große Gewächs vom Spätburgunder aus dem Bönnigheimer Sonnenberg. Beide Weine gehören zur Spitze dieser Rebsorten im Anbaugebiet. Positiv ist noch zu erwähnen, dass sich auch die Dautels vom "Sterne-System" verabschieden werden. Gut so!

 

Von allen Weinen, die ich in diesem Anbaugebiet verkostet habe, fällt dieses Jahr nur ein Weingut deutlich ab: das Weingut Wöhrwag aus Stuttgart-Untertürkheim. Einzig der 2011 Sauvignon Blanc vom Untertürkheimer Herzogenberg konnte hier mit Rasse gefallen. Die restlichen Weine, die ich auf der Messe verkosten konnte, waren eher durchschnittlich und konnten nicht mit denen der anderen Weingüter aus dem Ländle mithalten.