Österreich (Steiermark/Niederösterreich) ProWein 2012

Die interessantesten Veltliner auf dieser Messe kommen meiner Meinung nach von Meinhard Forstreiter aus Hollenburg bei Krems/NÖ. Vor allem ist er der einzige, der bei den Veltlinern den Alkohol mit der Frucht und dem typischen "Pfefferl" perfekt einbindet. Schöne Beispiele hierfür im Basisbereich sind die Veltliner vom Kremser Kogl und der Exclusiv. Letzteren sehe ich als perfekten Allrounder, er macht schon richtig Spaß zum Preis für 7,50 EUR ab Hof. Dafür bekommt man in der Wachau bei manchen Winzern vielleicht eine halbe Flasche im Basissegment.... Sehr stark auch der Alte Reben Veltliner, der aus 30 bis 60 Jahre alten Anlagen stammt. Den Vogel schießt jedoch der Tabor aus 2010 ab. Dieser edle Tropfen kommt aus 150 Jahre alten Reben, und das auf eigener Wurzel! Eine absolute Rarität und der beste Veltliner, den ich getrunken habe. Ein tiefer, eindringlicher Wein zum Dahinschmelzen, der Alkohol ist fantastisch eingebunden. Sehr schön hat mir auch der Muskateller gefallen, der ein schönes Frucht-/Säurespiel zeigt. Bemerkenswert ist auch der Spitzenwein im Rotweinsegment, die Cuvée "Das Mammut" aus 2007: eine urwüchsige und kraftvolle Erscheinigung, genau wie sein Macher.

 

Einen anderen Stil zeigt das Wachauer Weingut F.X. Pichler, das sicherlich zu den renommiertesten Weingütern Österreichs zählt und auch eine dementsprechende Preisgestaltung hat. Das Weingut ist auch ein Aushängeschild der extrem alkoholreichen Smaragde. Das ist die höchste Qualitätsstufe in der Wachau, vergleichbar mit den Großen Gewächsen der VDP-Weingüter in Deutschland. Da jedoch ein Merkmal der Qualität der Alkohol ist (mindestens 12,5%), sind diese Gewächse in ihrer Jugend sehr vom Alkohol dominiert. Die meisten Smaragde haben 13,5% oder mehr Alkohol. Ich hoffe, dass auch hier in Zukunft der Trend wieder weg vom Alkoholreichtum geht. Bei den Grünen Veltlinern haben mir der Loibner Loibenberg und der "M" trotzdem sehr gut gefallen. Erstgenannter zeigt eine fantastische Fruchtfülle, letztgenannter einen wunderbaren Nachhall. Bei den Rieslingen hat mir der vom Loibner Steintal am besten geschmeckt, zeigt er eine tiefgründige Mineralität.

 

Finesse und Tiefgründigkeit zeichnen die Weine des Weingutes Jamek aus, das ebenfalls aus der Wachau kommt. Sehr viel Spaß macht hier der Muskateller, der knackig trocken ausgebaut ist und ein schönes Frucht-/Säurespiel zeigt. Die Grünen Veltliner sind mir auch hier einen Tick zu alkohollastig, die Rieslinge sind da m.E. deutlich besser gelungen. Vor allem die Vertreter aus der Lage Ried Klaus, eine Paradelage der Wachau. Der Smaragd ist hier ein sehr finessenreicher Tropfen mit einem tollen Nachhall und stellt für mich den besten Riesling Österreichs dar, den ich bisher getrunken habe. Hier steht auch der Alkohol nicht im Vordergrund, ein toller Riesling!

 

Interessante Veltliner habe ich auch beim Weingut Ott aus Feuersbrunn/Wagram verkostet. "Fass 4" ist eine gelungene Lagencuvée aus den Feuersbrunner Rieden, die viel Schmelz zeigt. Die Speerspitze stellt für mich der Feuersbrunner Spiegel dar: ein tiefgründiger Vertreter seiner Gattung, den ich sehr gerne zu einem Tafelspitz trinken möchte.... Zur leichten Sommerküche passt sehr gut der Sauvignon Blanc, der eine tolle Mineralität zeigt. Die Weine werden biologisch erzeugt und zeigen regionalen Charakter.

 

Weine mit Fruchtfülle und Schmelz in seinen Weinen zeigte das Weingut Erich & Walter Polz aus Spielfeld in der Süd-Steiermark. Auch hier gab es einen feinen Muskateller zu bestaunen, der schon in der Basisklasse Spaß machte und einen schönen Aperitiv darstellt. Die Krönung war dann der Muskateller vom Grassnitzberg, der eine hohe Komplexität besitzt und erst im Mai abgefüllt wird. Das Weingut ist berühmt für seine vielschichtigen und komplexen Sauvignon Blancs. Glanzstück ist hier die Reserve vom Hochgrasnitzberg aus 2007, die schon sehr burgundisch anmutet, ein großer Wein mit einer immensen Fruchtfülle, der 12 Monate im großen und kleinen Holzfass ausgebaut wurde. Eine tolle Länge zeigt auch der Chardonnay Obegg 2007, der ein tolles Birnenaroma und einen tollen Körper besitzt. Ganz weit vorne!