Verkostung von Blaufränkisch/Lemberger Dezember 2018

Kurz vor Weihnachten verkosteten wir in einer "family and friends"-Runde 3 Blaufränkische aus Österreich und 3 Lemberger aus Württemberg. Ich würde die Weine in die Mittelklasse einordnen, preislich liegen die Weine zwischen 10 und 20 Euro. Alle stammen aus dem Jahrgang 2015. Dazu gesellte ich ein sogenannter Pirat, und zwar ein Trentangeli von Tomaresca aus Apulien. Er gehört dort zur Minderheit, da er trocken ausgebaut ist und m.E. ganz gut zum Blaufränkisch passt. Es handelt sich um eine Cuvee aus Aglianico, Cabernet Sauvignon und Syrah. Mein Bruder Frank und meine Schwägerin Petra haben für die Verkostung optimale Bedingungen geboten, vor allem auch kulinarisch. Einer klassischen Blindverkostung konnte so nichts mehr im Wege stehen. Interessant war, dass die Runde sehr bunt gemischt war. Es war alles dabei vom erfahrenen Verkoster über den genussvollen Weinkenner bis zum unerfahreneren Weintrinker. Daher steht das Ergebnis auf einer breiten Basis.

1. Platz: Blaufränkisch Reisbühel 2015, Leberl, Burgenland

Eindeutiger Sieger wurde der Wein von Alex Leberl, der bei allen Verkostern top abgeschnitten hat. Bei jedem war dieser Wein in der Top 3 zu finden. Bei mir fand er sich eindeutig auf dem ersten Paltz wieder. Er zeigte die beste Balance von allen Weinen, hatte eine sehr angenehme Note nach schwarzem Pfeffer und hatte einen langen Nachhall. Mit ca. 13 Euro ist das ein perfektes Preis-/Leistungsverhältnis und bestätigt das, was ich seit Jahren über diesen Wein sage: der Reisbühel ist der beste Weinwert dieser Rebsorte und gehört in jeden Weinkeller.

2. Platz: Trentangeli 2015, Tomaresca, Apulien

Ja, der Pirat hat sich knapp an Platz 2 gespielt. Er war griffig, hatte zupackende Tannine und einen schönen Nachhall. Ich könnte mir diesen Tropfen wunderbar zu einem Rinderbraten vorstellen. Am besten, wenn davon auch etwas in der Soße zu finden ist. Ein schöner Essensbegleiter und mit ca. 13 Euro auch erschwinglich. Ein Wein, der Spaß macht und auch lange reifen kann.

3. Platz: Blaufränkisch Ruster Umriss 2015, Feiler-Artinger, Burgenland

Ganz knapp hinter dem Trentangeli findet sich dieser elegante Tropfen aus der Hand von Kurt Feiler, einem der bekanntesten Winzer im Burgenland. Der Wein zeigte eine tolle Säure, die die zurückhaltende dunkle Kirsche wunderbar getragen hat. Frische und Eleganz, die etwas an einen guten Beaujolais erinnern. Der Preis liegt auch bei ca. 13 Euro. Ich würde ihn zu Wildgeflügel servieren.

4. Platz: Lemberger Impuls 2015, Schwarz, Württemberg

Ab Platz 4 kommen die Weine, die keine breite Basis bei allen Verkostern hatten. Auf meiner Liste fand sich dieser Wein auf dem letzten Platz. Hierbei handelt es sich m.E. um einen maskierten Wein, und zwar maskiert und lediglich getragen vom Holz. Er hatte deutliche Vanille-Aromen und hat in der Nase geschmeichelt. Das war es dann aber auch schon. Für mich war der Wein einfach nur dünn und langweilig, ohne Nachhall. Zudem ist das mit ca. 20 Euro der teuerste Wein der Runde. Er hat sich jedoch bei 3 Verkostern auf Spitzenplätze gestellt. Daher zu Recht auf Platz 4.

5. Platz: Lemberger Premium 2015, WG Heuchelberg, Württemberg

Ein solider Geselle holte sich den 5. Platz, der einzige Vertreter einer Winzergenossenschft in diesem Feld. Hier sollte man den günstigen Preis von 9,40 Euro im Auge behalten. Er zeigte eine schöne Pfeffernote und hatte eine solide Tanninstruktur. M.E. ein vernünftiges Preis-/Leistungsverhältnis der zum schwäbischen Klassiker Zwiebelrostbraten gut passen würde.

6. Platz: Blaufränkisch Gmärk 2015, Ernst Triebaumer, Burgenland

Ein polarisierender Tropfen landete auf dem vorletzten Platz. Dies lag daran, dass der Wein noch ein prägnantes Säure-/Tanninspiel hat. Die Frucht ist noch ziemlich verschlossen. Ein Wein, der noch eine gewisse Flaschenreife benötigt. Der Kenner schmeckt jedoch, dass dies ein echter "ET" ist, der sich in den nächsten Jahren wunderbar entwickeln wird. Aber er ist eben nicht everybodys Darling.

7. Platz: Lemberger Pfaffenhofen Hohenberg 2015, Wachtstetter, Württemberg

Klar abgeschlagen auf dem letzten Platz fand sich dieser Tropfen wieder. Die Enttäuschung des Abends. Mit ca. 20 Euro zusammen mit dem Lemberger von Schwarz der teuerste Wein. M.E. waren das die 2 schwächsten Weine des Abends. Beide nur vom Holz geprägt, ansonsten dünne Wässerchen. Dies zeigt wieder deutlich, das selbst höherwertige Produkte aus Württemberg nicht mit soliden Burgenländern mithalten können. Aufgrund des Preisgefüges müsste das eigentlich umgekehrt laufen.

Der Abend brachte mehrere Erkenntnisse ans Licht:

  • Die teuersten Weine müssen nicht zwingend die besseren sein
  • Holz macht aus dünnen Weinchen keine Spitzenprodukte
  • Solide Burgenländer besiegen deutlich die arrivierten Württemberger