Deutsche und österreichische Rotweine im Februar 2011

In gewohntem Rahmen haben wir, diverse Göttinger Weinliebhaber, 5 deutsche und 5 österreichische Rotweine verkostet. Der kullinarische Rahmen war fantastisch, der Boden war also bereitet. Die Weine kamen aus zwei Preisklassen. Je drei Weine kosten bis ca. 15 EUR und je zwei Weine liegen über 20 EUR. Mein Weinfreund Erich hat die österreichischen Weine in einer Vinothek in der Wachau erstanden, ich habe die deutschen Weine aus meinem Keller mitgebracht. Ich habe die Weine hier auch wieder bewertet, was natürlich nur meinen persönlichen Geschmack widerspiegelt. In der Gruppe gingen da die Meinungen auseinander.

 

 

Zweigelt 2009, Weingut Grassl, Carnuntum

 

Das Weingut Grassl befindet sich im Carnuntum, das liegt zwischen Wien und dem Neusiedlersee. Mit 21 Hektar ist es als relativ groß zu bezeichnen. Der Wein schmeckt ziemlich frisch, zeigt aber für seine Jugendlichkeit schon eine schöne Nase. Dieser Schwarzkirschen-Duft macht viel Freude, keine Frage. Im Mund zeigt er sich dann etwas säurebetont, er ist auch einfach noch sehr jung. Trotzdem ein sehr interessanter Wein, der sicherlich in zwei Jahren mehr Trinkfreude bereiten wird. Meine Wertung: 86 Punkte.

 

 

Zweigelt 2009, Jörg Ellwanger, Württemberg

 

Das Weingut Ellwanger liegt in Winterbach im Remstal. Senior Jürgen Ellwanger ist ein Pionier in Sachen Holzfassausbau und Ansiedlung internationaler Rebsorten in Deuschland. Sohn Jörg führt den Betrieb nach bewährter Manier fort. Der Zweigelt kommt aus der Lage "Geradstettener Lichtenberg". Das Terroir besteht aus Keuperboden. Der Wein wurde mit 90 Grad Öchsle gelesen, was weinbaurechtlich eine Spätlese bedeuten würde. Wie viele andere deutsche Winzer verzichtet auch hier der Weinmacher auf diese Kategorisierung. Der Ausbau erfolgte im großen Holzfass, es fand eine 100%ige Maischegärung statt. Dieser Zweigelt ist vollmundig, besitzt eine schöne Dichte und feine Tannine. Der Abgang ist schon wunderbar, der Wein ist für seine Jugendlichkeit schon sehr nachhaltig. Meine Wertung: 87 Punkte.

 

 

Blaufränkisch Classic 2009, Weingut Kerschbaum, Burgenland

 

Paul Kerschbaum ist ein Winzer, der viel Wert auf naturnahe Bearbeitung von Weingärten und Böden legt. Unter dem Einfluss des pannonischen Klimas wachsen im östlichsten Bundesland auch die körperreichsten Rotweine Österreichs. Blaufränkisch ist hier die Paradesorte. Der Wein zeigt eine schöne Dichte und die Farbe zeigt Rubingranat. Der Wein ist sehr rund und aromatisch, ich vermisse hier den klassischen Geschmack der Rebsorte, eine Spur zu viel Schokolade und Marmelade. Der Wein schmeckt sehr international und man könnte ihn nicht nur wegen seinen 14% Alkohol auch aus Australien vermuten. Man sollte ihn durchaus in eine Übersee-Blindprobe einbringen. Meine Wertung: 85 Punkte.

 

 

Blaufränkisch 2007, Weingut Moric, Burgenland

 

Moric steht für ein von Roland Velich ins Leben gerufene Projekt, das den österreichischen Rotwein wieder seine regionale Identität zurück geben möchte. Der Kerschbaum-Wein zeigt, dass genau diese Typizität zuweilen fehlt. Diese Einzigartigkeit bringt Velich definitiv ins Glas. Der Wein zeigt erst eine gewisse Zurückhaltung, kommt dann aber mit filigranen Aromen von roten Früchten, der Alkohol bleibt dezent im Hintergrund, eine leichte Würze kommt zum Tragen. Je mehr Luft der Wein bekommt, desto runder wird er, ein absoluter Charakter-Kopf-Wein. Sicher nicht Jedermanns Sache, aber Terroir pur. Und das für unter 15 EUR. Bravo. Meine Wertung: 89 Punkte

 

 

Lemberger unfiltriert 2007, Markus Bruker, Württemberg

 

Markus Bruker ist ist in Großbottwar beheimatet. Erst sein Vater Herbert Bruker hat aus einem gemischten Landwirtschaftsbetrieb ein Weingut geformt, es umfasst 8 Hektar. Der Wein ist ein klassischer Vertreter des schwäbischen Lembergers. Durchaus mit dem Wein von Moric vergleichbar. Noch Filigraner, fast zart kommt er daher. Auch die Farbe im Glas ist nur ein zartes Rubinrot. Der Wein wurde unfiltriert und ungeschönt abgefüllt. Wenn der Wein Luft und Zeit bekommt, dann zeigt er seine Aromen, auch das "Pfefferle" zeigt sich. Schöner Wein für knapp unter 10 EUR. Meine Wertung: 87 Punkte.

 

 

Blaufränkisch Ungerberg 2004, Anita & Hans Nittnaus, Burgenland

 

Das Weingut liegt in Gols am Neusiedlersee, das Herzstück des Burgenlandes. Blaufränkisch ist hier die Leitsorte. Der Wein zeigt eine schöne Nase, der Beerenduft macht Spaß. Der Wein ist sehr komplex, die Fruchtaromen aus der Nase fehlen hier jedoch im Körper, obwohl der Wein schon gut gereift ist. Tabak und Leder dominieren hier. Die Pfeffernoten fehlen hier ein wenig und der Abgang ist nicht so nachhaltig, wie man ihn sich ihn von einem Wein in dieser Preisklasse (knapp 25 EUR) erwartet. Meine Wertung: 87 Punkte.

 

 

DUCA XI 2006,  Egon Schmitt, Pfalz

 

Eine Cuvée aus verschiedenen Rebsorten - wie der Name schon vermuten läßt - mit Dunkelfelder und Cabernet Sauvignon als wesentliche wertgebende Komponenten. Sie enthält die feine Frucht, Finesse und Eleganz des Cabernet Sauvignons und die fleischige, mächtige Art des Dunkelfelders, der ihm Nachhall und Tiefgang verleiht. Aus ausschließlich ertragsreduzierten Weinbergen mit einem Ertrag von ca. 35-40 hl/ha nach Rebsorten getrennt geernet. Der Ausbau erfolgte in Barriques aus pfälzer und französischer Eiche über knapp anderthalb Jahre hinweg. Dieser Jahrgang setzt sich zusammen aus 60% Cabernet Sauvignon, je 20% Dunkelfelder und Cabernet Mitos. Cabernet Mitos ist eine Züchtung aus Cabernet Sauvignon und Blaufränkisch. Der Wein zeigt Eleganz, Saftigkeit und eine wunderbare Tanninstruktur. Ein schöner und nachhaltiger Abgang krönen den Genuss. Und das bei einem Preis von knapp über 15 EUR. Der Wein mit dem besten  Preis-/Leistungsverhältnis dieser Verkostung. Meine Wertung: 91 Punkte.

 

 

Lemberger HADES 2007, Jörg Ellwanger, Württemberg

 

Dieser Lemberger kommt aus der Lage "Hebsacker Lichtenberg" und wurde mit 98 Grad Öchsle gelesen. Typisch für Württemberg ist auch hier wieder der Keuperboden, auf welchem fantastische Lemberger gedeihen können. Der Weinberg wurde auf 40 l/ar ausgedünnt und es wurde auf zwei Mal gelesen. Der Wein wurde 10 Tage auf der Maische vergoren und noch weitere 10 Tage darauf belassen. Danach blieb er 2 Jahre im neuen Barrique und wurde unfiltriert abgefüllt. Ein absoluter Parade-Lemberger, sicherlich einer der besten Vertreter des Landes. Der Wein zeigt durch und durch Klasse, aber auch Eigenständigkeit. Die Holzaromen sind in der Frucht gut eingebunden, der Abgang ist nachhaltig. Der Wein bleibt präsent. Großes Kino, und das für gute 20 EUR! Meine Wertung: 92 Punkte.

 

 

Cuvee "In Signo Leonis" 2008, Heribert Bayer, Burgenland

 

Der Quereinsteiger aus dem Burgenland präsentiert hier eines seiner Flaggschiffe. Die Cuvee besteht aus Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet Sauvignon. Es handelt sich hier um einen Wein mit gewaltigem Körper und sehr dichten Tanningerüst. Der Wein ist noch in seiner Jugend, für meinen Geschmack wird dieser Wein zu früh verkauft, zumal das hier mit rund 35 EUR mit Abstand der teuerste Wein der Verkostung ist. Hier sollte man auf jeden Fall mehrere Stunden dekantieren oder besser den Wein noch mindestens drei Jahre im Keller lassen. Der Wein ist dadurch noch etwas säure- und alkoholbetont, man kann aber sein Potenzial erkennen. Meine Wertung: 89+ Punkte.

 

 

Kreation Rot 2007, Weingut Dautel, Württemberg

 

Last but not least finden wir hier wieder einen alten Bekannnten wieder. Meinen Wein des Monats Januar 2011 Er kann hier seine ganze Klasse zeigen. Weitaus filigraner als der "In Signo Leonis", das Aromensprektrum ist reichhaltig. Das von mir so geliebte "Pfefferle" des Lembergers/Blaufränkisch zeigt sich hier subtil und rundet  diesen Wein ab. Obwohl der Wein jede Menge Kraft hat, bleibt der Akohol im Hintergrund. Diese Cuvee aus Lemberger, Merlot und Cabernet Sauvignon hatte für mich hier die Nase vorn. Meine Wertung: 93 Punkte.