Rotweine - Jahrgangspräsentation VDP.Württemberg 15.09.2014

Same procedure as last year! So einfach kann man das bei den Rotweinen auf den Punkt bringen. Der Lemberger ist und bleibt das Aushängeschild der schwäbischen WInzer! Bei den Cuvées gibt es einige Tropfen, die sich in der Bundesspitze einreihen und der Trollinger könnte wie Phönix aus der Asche steigen und sein altes Image abgeben.

Die herausragenden Lemberger waren diesmal der Bergmandel GG von Schnaitmann und der Mönchberg GG von Haidle aus 2012. Beide zeigten eine wunderbare Würze mit vielschichtigem Tiefgang. Hier steht nicht die Frucht im Vordergrund, sondern die Dynamik und die Spannung, die diese Weine schon heute zeigen. In 10 Jahren werden diese Tropfen richtig Spaß machen und sich auch mit den besten Blaufränkischen aus dem Burgenland messen können. Dass man auch für unter 10 Euro spannungsgeladene Lemberger produzieren kann, zeigt wie immer das Weingut Wachtstetter mit dem "Felix" aus 2012 (den 2008er habe ich bereits hier verkostet). Auch im Spitzensegment kann hier mit dem GG "Glaukós" 2011 gepunktet werden.  Last but not least ist noch ein weiterer Lemberger aus dem Ortsweinbereich zu erwähnen, und zwar der Bönnigheimer Lemberger "Gipskeuper" 2012 von Dautel, der mich mehr gefesselt hat als das Große Gewächs. Zusammen mit seinem Bruder, dem Spätburgunder "Schilfsandstein" 2012 zeigen die Dautels diesmal, dass man auch spannungsgeladene Rotweine unter 15 EUR anbieten kann, die durchaus zu Höherem berufen sind.

Bei den Cuvées zeigt erneut das Weingut Dautel, welches Potenzial der Lemberger im Zusammenspiel mit Cabernet Sauvignon und Merlot zeigen kann, und zwar mit "Kreation Rot" 2011. Eine Cuvée, die ich Jahr für Jahr zu den Top 5 Deutschlands zählen würde, und das schon seit 10 Jahren. Chapeau! Auf gleichem Niveau spiel diesmal das Weingut Wachtstetter mit "Ernst Combé R" 2011, wo der Cabernet Sauvignon durch Cabernet Franc ersetzt wurde und dadurch noch würziger ist und viel Grip zeigt. Daher kommt er etwas maskuliner daher. Ein klasse Wein zu kräftigem Rindfleisch. Ähnlich stark ist eine der Spitzencuvées von Fürst Hohenlohe, und zwar "ex flammis orior" 2011 (70% Lemberger, 30% Cabernet Sauvignon, Spätburgunder, Merlot), welche auch zu den beständigsten Cuvées Deutschlands zählt. Einen anderen Weg geht das Weingut Wöhrwag mit "X Große Reserve" 2012. Hier werden ausschließlich Rebsorten verwendet, die man von zahlreichen Spitzenweinen aus Bordeaux kennt: Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Der Wein ist ein Statement! Er zeigt, dass man mittlerweile auch im beschaulichen Schwabenland Weine von internationalem Format keltern kann. Als Liebhaber solcher Rebsorten muss man daher nicht zwingend Weine aus Australien, USA, Frankreich oder Italien kaufen und ein kleines Vermögen ausgeben.

Letztlich möchte ich noch erwähnen, dass es immer mehr Spaß macht, die angebotenen Trollinger zu verkosten. Das Niveau steigt von Jahr zu Jahr. Es wäre fantastisch, wenn sich hier eine ähnliche Qualitätsoffensive flächendeckend abzeichnet, die in Südtirol mit dem Vernatsch in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat. Zwei Weine sind hier überragend. Einerseits der Trollinger "Steinwiege" von Schnaitmann, der eine burgundische Struktur zeigt, fast wie ein kleiner Pinot. Andererseits zeigt Fürst Hohenlohe mit dem Gutswein, dass Dynamik und Grip auch in einem Trollinger zu finden sind, der knochentrocken ist. Chapeau!