Burgenland II ProWein 2013

Wie im letzten Jahr konnte ich beim Weingut Leberl aus Großhöflein wieder eine stimmige Kollektion verkosten. Bei den Weißweinen gefällt mir der Sauvignon Blanc Tatschler aus 2012 besser als der des Vorjahres. Die typischen Stachelbeeraromen sind gepaart mit leichter Würze nach grünem Paprika, dabei ist er einfach schön knackig. Überragend ist jedoch der Chardonnay Reisbühel 2011, ein absolutes Spitzenprodukt des Hauses. Mir gefällt die zarte Vanillearomatik, die aber mit einer wunderbaren Mineralität duelliert und dem Wein einen schlanken Auftritt verleiht. Das erinnert an einen richtig guten Chablis! Einer der schönsten Chardonnays, die ich dieses Jahr getrunken habe. Er steht dem 2009er in nichts nach. Auch der Rosé Cabernet Sauvignon ist wieder sehr gut gelungen, wobei mir der Vorgänger einen Tick besser geschmeckt hat, da er eine schönere Würze zeigte. Sehr viel Spaß machte auch wieder der Zweigelt Alte Rebe 2009, bei dem man von der typischen Kirscharomatik nicht gleich erschlagen wird. Hier ist diese sehr gut eingebunden in einen ausgewogenen Körper. Ein seriöser Vertreter dieser Rebsorte, bei dem sich so einige Betriebe eine Scheibe abschneiden könnten. Besonders stark ist der Blaufränkisch Reisbühel 2010, der eine wunderbare Länge hat und für 12 EUR ab Hof einen der besten Weinwerte Österreichs darstellt. Zudem ist er super lagerfähig, was ein 2000er bewies, den mich Alex Leberl verkosten lies. Auch der 2006er zeigt sich aktuell auf sehr hohem Niveau. Flaggschiff der Rotweine ist traditionell der Peccatum 2010, die Top-Cuvée des Hauses, bei der Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet Sauvignon perfekt vermählt wurden. Hier ist man weiter auf dem Weg nach oben. Weiter so!

 

Weine mit eigenständigem Profil werden von Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Südburgenland gekeltert. Beeindruckend sind schon die mineralischen Weißweine. Der Weiße Schiefer aus 2011, einer Cuvée aus Welschriesling und Grüner Veltliner zeigt schon viel Rasse und Tiefgang für einen Einstiegswein. Gesteigert wird dies durch den Weißen Schiefer "S", einem Prachtexemplar von einem Welschriesling, der in gebrauchten 300-Liter-Fässern ausgebaut wurde. Cremigkeit ist hier mit Mineralität gepaart, etwas von dieser Güte habe ich aus Welschriesling noch nie getrunken. Der Knaller war dann die Faßprobe vom Weißen Schiefer "M" aus 2011. Der Wein wurde auf der Maische vergoren und im großen Holzfass ausgebaut. Da reift ein Kunstwerk heran! Bei den Rotweinen beeindruckt mich schon der Blaufränkisch 2011 mit eigenständiger Mineralität. Deutlich gesteigert wird dieser Eindruck dann vom 2011 Szapary mit noch mehr Finesse und Tiefgang. Ein Traum von einem Blaufränkischen. Etwas muskulöser kommt dann das Top-Produkt des Hauses daher, der Reihburg 2011. Dieser wird in 500-Liter-Fässern ausgebaut und wird noch in 20 Jahren Spaß machen! Szapary und Reihburg gehören zum Besten, was man aus dieser Rebsorte machen kann. Alle Weine zeigen nachhaltigen Herkunftscharakter. Sehr starke Kolektion!   

 

Charakterweine aus dem Mittelburgenland konnte ich auch von der Weinkellerei Szemes aus Pinkafeld verkosten. Hier versteht man sich als "Négociant-Éleveur", indem man Verträge mit kleinen Weinbauern aus der Region Horitschon gemacht hat und diese dann unter Einhaltung von Qualitätsmaßstäben ihre Trauben keltern. Daraus macht man dann im Hause Szemes beachtenswerte Rotweine, was im Einstiegsbereich schon der 2011 Blaufränkisch Tradition beweist. Der Wein wird in gebrauchten Barriques ausgebaut und gefällt mit einer eigenständigen Würze. Getoppt wird das dann mit dem Blaufränkisch Imperial 2011, einer Reserve, die 16 Monate in neuen Barriques ausgebaut wird. Der Wein zeigt eine erstaunliche Tiefe und wird sich in den nächsten Jahren prächtig entwickeln. Dies trifft auch auf die Cuvée Desiderius 2011 zu, einer Assemblage aus Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon, die Frucht und Länge zeigt. Hier knüpft der Arachon T.FX.T aus 2010 an, einem Gemeinschaftsprojekt mit den Spitzenwinzern FX Pichler und Manfred Tement. Hier werden Blaufränkisch, Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon zu einer Spitzen-Cuvée vermählt. Im Gegensatz zu manchen hochkonzentrierten Bombast-Cuvées aus Österreich glänzt der Arachon durch seinen eher schlanken Auftritt mit nachhaltigem Tiefgang. Der Herkunftscharakter geht durch die Präsenz des Blaufränkischen nicht verloren. Rotweine, die man sich merken sollte!