Wein des Monats Juli 2014

Grüner Veltliner Reserve Hoher Weg 2012, Weingut Frank, Weinviertel

 

Keine andere Rebsorte steht so für den Österreichischen Weinbau wie der Grüne Veltliner. Ca. 30%  des Rebbestandes in Österreich sind mit Grüner Veltliner bepflanzt. 50% davon befinden sich im Weinviertel.

 

Das Weinviertel war lange als Region für die Massenproduktion von einfachsten Veltliner verschrien. Auch ich kann mich noch an das saure Zeug im Doppler erinnern, das man nur als G'spritzer (Schorle) trinken konnte. Eines jedoch ist klar: damit hat ein anständig gemachter Veltliner nichts zu tun. Immer mehr Betriebe im Weinviertel werden nun von jungen Winzern geführt, die dabei sind, der Region einen neuen Anstrich zu verpassen. Positiv herauszuheben sind Elisabeth Rücker, Ingrid Groiss und eben Harald Frank.

 

Das Weingut Frank bewirtschaftet 18 Hektar. Der Grüne Veltliner stammt aus der Riede "Hoher Weg", dieser führt über den Buckel der Johannesbergen bei Herrnbaumgarten. Da dort oben fast immer der Wind bläst, trocknen die Trauben morgens schnell ab. Dadurch hat die Edelfäulnis Botrytis keine Chance und die gesunden Trauben können somit bis in den November ausreifen. Diese wurden dann in 3 Durchgängen von Hand gelesen und selektiert. Der Wein lag dann auf der Feinhefe bis in den April hinein. Ich habe den Wein ein gutes Jahr in der Flasche nachreifen lassen. Das tut m.E. jedem hochwertigen Veltliner gut.

 

Im Glas findet sich dann ein unglaublich dichter und aromatischer Veltliner wieder, der von einer unglaublichen Frische getragen wird. Die 13,5% Alkohol sind nicht wirklich spürbar. Der Trinkfluss hierbei ist einmalig. Ich habe dieses Jahr wenige Weine getrunken, die Komplexität und Spaß so derart vereinen, dass man ständig nach dem Glas greift. Dieser Wein zeigt Kräuterwürze, leichte Schärfe (nicht das berühmte "Pfefferl") und einen feinen Duft nach Birnen und Äpfeln. Diese leichte Exotik macht den Wein zu einem feinen Speisenbegleiter. Ich habe dazu ein im Ofen gegartes Entrecote mit Ofengemüse im Zitronensud gegesssen. Das war perfekt. Aber auch zum Tafelspitz mit Semmelkren und Gemüse kann ich mir den Wein gut vorstellen.

 

So kann die Zukunft des Weinviertels gerne aussehen. Diese tänzerische Leichtigkeit steht dem Grünen Veltliner sehr gut und bereitet ein größeres Trinkvergnügen als viele der mit Botrytis und Alkohol überzogenen Smaragde aus der Wachau. Mit 13 EUR ab Hof ist das verdammt viel Wein fürs Geld. Der Wein macht sicherlich auch noch in 5 bis 10 Jahren viel Spaß, wobei er aktuell schon mit Trinkfreude glänzt.

 

Meine Wertung: 93 Punkte (15.07.2014)

 

DIe Kollektion des Weingutes konnte ich letztes Jahr auf der Prowein probieren.